... Mitternacht, die wir in ziemlich
ungewöhnlicher Weise feierten, indem wir um die andern Häuser gingen und „Ho Chi Minh“ und
„Enteignet die Kapitalisten“ riefen. Anschließend enteigneten wir den Bahnhof
Hochkamp—Uwe's Verlobte wurde ziemlich freundlich, was mir nicht schlecht gefiel. Wieder
nach Hause, und machten wenig—Uwe war ganz besoffen und wollte nichts mit seiner Verlobten
zu tun. Tanzte ein paar mal mit verschiedenen Mädchen, aber ohne sichtbaren Erfolg, schlief
also auf dem Boden ein, trotz vieler Leuten, die mich zu wecken versuchten. Wachte nach
ungefähr 1 Stunde auf, und wieder rein, saß eine Weile da, bis der Kaffee kam, und dann nach
Hause, wo Bev nicht war. Ich fand sie bei Phil, und
wollte dann nichts sagen—was ich tue, erfährt sie erst später. Sie sagte mir aber, daß mit
Bärbel alles nicht richtig war, weil Bruno Heidi statt ihr nach Hause genommen hatte... zum
Horner Weg, weckte Herrn Beck, aber alles war gut, und endlich wieder nach Hause, wo Bev
sofort einschlief. Saß selbst am Schreibtisch und las eine Weile, aber die Zeit verging
langsam, wie immer wenn man müde ist, und nach ein paar Stunden schlief ich endlich mal ein.
Wachte kurz vor 11 auf und ging mit Bev zur Kapelle [Band], die ganz schlief. Jch
mußte mindestens 2 Stunden warten, bevor ich mein alles Geld bekam, aber es gelang mir
endlich—DM 92·50, was mir gut aushelfen wird. Dann fingen alle zu packen, was nicht zu früh
war, denn sie wollten heute abend in Kiel
anfangen. Bev und ich gingen nach Haus, wo ich fast sofort einschlief—von diesem Leben habe
ich genug, und ich werde froh sein, wenn es bei der Uni wieder anfängt und Bev los ist!
Frau Plehn kam währenddessen herein, um wieviel Uhr weiß ich nicht, aber es gelang ihr kaum
mich zu wecken, und, Gott sei Dank sie ging bald wieder los. Ich wachte um 2140 auf, als
Bev schon wach war, und fing an zu essen, denn ich hatte den ganzen Tag kaum gegessen. Dann
fiel es mir ein, dass ich vielleicht vorteilhaft ein bißchen mehr über (NH₄)₂S wissen
könnte, und ging zum Auto um meine Brieftasche zu holen—sie war nicht da, und ich vermute,
ich habe sie in der Wohnung der Kapelle verlassen. Ich ging dahin, aber konnte nichts
finden, und kam ein bißchen geärgert nach Hause, wo Matin sich über die Miete ärgerte.
Sprach kurz mit ihm, obwohl ich früh aufstehen wollte, um Else morgen früh treffen zu
können.
Jch wachte erst auf, als Bev sich bewegte, und erfuhr,
daß der Wecker schon geklingelt hatte, ohne daß ich ihn hörte. Schnell zu waschen usw, und
dann frühstückte, während Bev wissen wollte, ob es drunten Post gäbe oder nicht. Bis das
Früstück zu Ende war, war es schon ½10, und wir mußten schnell zum ZOB, und obwohl wir
gerade zur rechten Zeit ankamen, war Else schon da, weil der Bus ungefähr 10 Minuten zu früh
eingekommen war. Zuerst fuhren wir zur Michaeliskirche und erfuhren erst zu spät, das wir am Baumwall aussteigen sollten. Stiegen an den
Landungsbrücken aus, und gingen dann zu Fuß. Es war aber sehr nebelisch [sic], und
man konnte kaum 2 Km sehen, obwohl auf den Plakaten standen Namen wie
„Bergedorf“ und sogar
„Lüneburg“. Danach guckten wir um die
Kirche selbst, die wie die Johanniskirche in Lüneburg ist. Dann zu Fuß zur Altstadt, wo Else meinte, Bev würde etwas Interessantes da sehen.
Ob sie das tat oder nicht, weiß ich nicht, aber ich fand ganz bestimmt nichts Interessantes.
Endlich waren wir am Jungfernstieg, und Bev wollte eine Geburtstagskarte für Dave kaufen.
Leider war die Karstadt bis 14 Uhr zu, also gingen wir zur Kunsthalle, wo ich entschloß, daß
ich mich hauptsächlich für Landschaften interessiere—es gab übrigens viele interessante
Landschaften, besonders von Hamburg als es vor 100 und mehr Jahren—wenn man glaubt, Hamburg
sei jetzt keine so dichte Stadt, sollte man sehen, wie es vor 100 Jahren war. Das wurde
aber langweilig, und wir hungrig, also zum „Alten Rathaus“, das in der Tat nichts mehr als
ein Lokal hinter dem Rathaus ist, obwohl ich zugeben muß, ein guter Lokal ist er. Da aßen
wir, und danach entschloß Else offenbar, daß es zu langweilig war, und fuhr nach Hause. Jch
zur Bank, 400 DM raus, und, über Karstadt, zum ZOB, wo mein Parkmeter nach 5 Minuten
zugefroren war und noch immer (nach 4½ Stunden) 55 Minuten aus einem moglichen 60 hatte.
Ein paar komische Blicke von den Verkehrspolizisten! Nach Hause, wo ich den Vergaser
untersuchte, und dann noch oben, wo ich Frau Plehn bezahlte—sie war nicht besonders
zufrieden, daß ich keinen Gas bezahlen wollte, und Matin und ich überlegte, und beschloßen,
wir sollten umziehen. Nach ein Besuch zur Bank gingen wir zum Makler, der uns ein
Jagdhäuschen für 150 DM (3 Zimmer)
in Hollenstedt anbitetet. Wir fuhren
also dahin, weil es so gemütlich klang—nur 50 Km weit—aber leider (oder vielleicht Gott sei
Dank) war es vermietet. Was mich eigentlich ärgert, is, daß ich so viel Benzin verbrauchte.
Wieder nach Hause, wo Bev bereit war, zum Crazy zu gehen, und ließ mich ein bißchen Essen zu
kochen. Mein erster Nasi Goreng in 3 Wochen schmeckte gar nicht so übel. Wieder zum Crazy
später, um meine Tasche zu suchen, als es mir einfiel, daß mein Studienbuch drin war, aber
leider konnte man mir nicht helfen.